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Die Biodiversität im Thurgau

Es gibt erfreuliche Hinweise – die biologische Vielfalt in unserer Region scheint sich zu erholen. Wir müssen sie aber weiterhin unterstützen.

Blau blühendes Bodenseevergissmeinnicht am Ufer des Bodensees mit Wellen im Hintergrund.
Das Bodensee-Vergissmeinnicht kann Wochen unter Wasser ausharren. Doch es verschwindet, wenn Ufer als Bade- oder Grillplatz genutzt werden. Bild: Altnau, Rolf Niederer.

Im Kanton Thurgau leben einige ganz besondere Arten: Das Bodensee-Vergissmeinnicht, das von Natur aus nur noch am Bodensee vorkommt. Oder die Sibirische Winterlibelle – eine der ganz wenigen Libellen, die auch im Winter herumfliegen.

Solche speziellen Arten sind auf Lebensräume angewiesen, die für den Thurgau typisch sind. Dazu gehören Wälder mit alten Bäumen, artenreichen Wiesen und Brachen, Kiesgruben oder das Bodenseeufer. Auch traditionelle Gebäude gehören dazu. Dort finden Mopsfledermäuse und Schleiereulen Unterschlupf.

Wie vielfältig ist der Thurgau?

Von vielen Arten wissen wir nicht genau, wie es ihnen geht. Trotzdem können wir abschätzen, wie sich die biologische Vielfalt im Thurgau entwickelt. Wichtig dafür sind das Biodiversitätsmonitoring Thurgau, die Biodiversitätsstrategie Thurgau und zwei Kennzahlen.

Biodiversitätsmonitoring: Pflanzen, Brutvögel und Tagfalter unter der Lupe

Seit 2009 untersuchen Expertinnen und Experten regelmässig 72 Flächen, die über den ganzen Kanton verteilt sind. Sie halten fest, wie sich die Anzahl Arten von Pflanzen, Brutvögeln und Tagfaltern im Thurgau verändert. Dieses «Biodiversitätsmonitoring Thurgau» macht Aussagen zu eher häufigen Arten. Wie es den seltenen und gefährdeten Arten geht, kann es nicht beurteilen.

Expertin beobachtet mit einem Fernrohr Vögel und hält Beobachtungen auf ihrem Tablet fest
Wer für das Biodiversitätsmonitoring Thurgau Vögel beobachtet, muss mit Sachkenntnis und Technik ausgerüstet sein. Bild: Eschenz, Christoph Kaminski

Bis jetzt beobachten wir: Die Anzahl Brutvögel und Tagfalter nimmt im Thurgau langsam wieder zu. Aber dieser Zuwachs ist schwächer als im übrigen Mittelland. Der Kanton Thurgau darf und will den Anschluss nicht verlieren. Deshalb setzt er seinen Massnahmenplan Biodiversität 2023–2028 um.

Interessiert Sie die Entwicklung der Biodiversität im Thurgau? Lesen Sie mehr dazu auf der Webseite des Biodiversitätsmonitorings Thurgau.

Biodiversitätsstrategie: gesammeltes Wissen

Ausgehend von einer Volksinitiative hat der Kanton Thurgau einen Plan entwickelt, wie er die biologische Vielfalt bewahren und fördern will: Die Biodiversitätsstrategie Thurgau.

Für diese Strategie hat der Kanton alle verfügbaren Daten zum Zustand der Biodiversität zusammengetragen. Fazit: Nur einzelne Artengruppen und Lebensräume sind in einem guten Zustand. Vor allem Arten und Lebensräume, die ans Wasser gebunden sind, stehen unter starkem Druck.

Feldhase drückt sich auf einem Acker mit angelegten Ohren auf den Boden.
Trotz des Jagdverbots: Der Feldhase wird im Kanton Thurgau immer seltener. Bild: Stephan Steger.

Aber es gibt auch positive Entwicklungen – in den Wäldern steigt die Anzahl Altholzinseln. Und die Bestände von grossen Säugern wie Reh, Rothirsch, Wildschwein, Rotfuchs und Dachs sind stabil oder nehmen zu. 

Möchten Sie genauer wissen, wie es den verschiedenen Lebensräumen und Artengruppen im Thurgau geht? Folgen Sie diesem Link zur Biodiversitätsstrategie Thurgau.

Ein Blick auf seltene Arten

In der gesamten Schweiz kann man folgende Entwicklung beobachten: Seltene Arten werden durch Arten ersetzt, die bereits häufig vorkommen und keine besonderen Ansprüche an ihre Umgebung stellen.

Im Kanton Thurgau ist das vermutlich auch so. Aber: Noch haben wir dazu keine soliden Daten. Deshalb baut der Kanton das Biodiversitätsmonitorings Thurgau aus. In Zukunft soll dieses Monitoring-Programm auch offenlegen, wie es den eher seltenen Arten in unserer Region geht.

Gelbbauchunke mit typischer gelben Zeichnung auf der Unterseite des Körpers.
Der Gelbbauchunke genügen bereits kleinste Gewässer – sogar Pfützen in Radspuren. Obwohl es ihr besser ergeht als anderen Amphibien, ist auch sie gefährdet. Bild: Kaden & Partner.

Kennzahl: Wertvolle Naturräume an Land

Der MoniThur-Indikator U3.1 zeigt, wie viel wertvolle Naturräume es im Kanton gibt. Zu diesen Räumen gehören: 

  • Naturschutzgebiete
  • Waldreservate
  • Biodiversitätsförderflächen der Qualitätsstufe II oder im Ackerland. 

Solche Naturräume sind wichtig, damit sich Feldhase und Glühwürmchen, Mittelspecht und Schwertlilie bei uns weiterhin wohl fühlen.

Sibirische Schwertlilie
Die Sibirische Schwertlilie wächst nur auf wechselfeuchten Wiesen, die nicht gedüngt und spät gemäht werden. Bild: Eva Frei.

Seit 2003 hat der Kanton die Fläche der wertvollen Naturräume mehr als verdoppelt. Nach anfänglich grossen Fortschritten kommt seit 2016 nur noch wenig Fläche dazu.

Kennzahl: Natürliche Gewässer

Fische und Krebse brauchen möglichst natürlich fliessende Gewässer ohne Hindernisse. Auch Wasserinsekten und Vögel sind darauf angewiesen. Klar, an manchen Stellen kann der Mensch nicht auf Verbauungen und Uferbefestigungen verzichten. Doch viele Bäche und Flussabschnitte liessen sich natürlicher gestalten – indem man sie aus unterirdischen Kanälen holt oder ihnen mehr Raum gibt.

Die beiden MoniThur-Indikatoren U1.2.a und U1.2.b zeigen, wie viele natürliche Ufer es entlang der Thurgauer Gewässer noch gibt.

Zusammenfassend: Im Thurgau steht es um die Biodiversität nicht besser als im Rest der Schweiz. Wir sehen zwar ermutigende Signale – die biologische Vielfalt nimmt nicht weiter ab, die Talsohle ist vermutlich erreicht. Doch in anderen Kantonen des Mittellands erholte sich die Biodiversität bisher schneller als bei uns.

Der Kanton Thurgau will nicht hinter den Rest der Schweiz zurückfallen. Deshalb hält er sich an die Biodiversitätsstrategie Thurgau und tut mit dem dazugehörigen Massnahmenplan 2023–2028 mehr für die Natur. Nicht nur in den Naturschutzgebieten, sondern auch im Offenland und Wald, in den Gewässern und in den Siedlungen.