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Eine Beziehung zur Natur aufbauen

Natur fasziniert und ist wertvoll. Das sollen auch unsere Kinder spüren. Aber wie bringen wir ihnen die Natur nahe? Eine gute Gelegenheit bietet sich im Schulunterricht. 

Primarschüler bauen unter Anleitung ihres Lehrers im Wald einen Tümpel.
Hier entsteht ein neuer Tümpel – für Naturbeobachtungen ganz in der Nähe der Primarschule. Bild: Güttingen, Esther Michel.

Nicht überall lässt sich ein Tümpel anlegen und langfristig pflegen. Aber auch beim Bau einer Zwergenhütte lässt sich einiges beobachten. Unterrichten Sie ab und zu draussen? Ihre Schülerinnen und Schüler profitieren in vielerlei Hinsicht:

Ideen für Projekte

Suchen Sie ein Erfolgserlebnis? Bauen Sie mit Ihrer Klasse Gemüse und Kräuter in Kisten oder im Schulgarten an. Tiere finden sich von alleine ein: Auf Blattläuse können Sie immer zählen. Diese werden bald von den Larven der Schwebfliegen und Marienkäfer gefressen. Und am Dill knabbern oft Raupen des Schwalbenschwanzes – er ist einer der grössten und schönsten Schmetterlinge der Schweiz. 

Mit älteren Schülerinnen und Schülern können Sie im Frühling Frösche über die Strasse tragen. Schauen Sie nach, wo Amphibien Strassen überqueren: Karte zu den Amphibienzugstellen. Das interaktive Tool zeigt Ihnen, ob an der Amphibienzugstelle ein Zaun aufgestellt wird – und bei wem Sie sich melden können, wenn Sie helfen möchten.

Ihre Schulklasse kann an ganz unterschiedlichen Orten mehr über die Natur lernen: Auf dem Bauernhof, im Naturmuseum oder am Bodensee. Das Amt für Volksschule führt eine Liste ausserschulischer Lernorte.

Tipps für den Unterricht

Natur spannend vermitteln: Links zu Unterrichtsmaterial.

Suchen Sie Ideen, um Wissen über die Artenvielfalt zu vermitteln – altersgerecht, spielerisch und im Freien? Die Schweizer Naturschutzverbände und das Naturmuseum Thurgau haben für Sie Unterrichtsmaterial zusammengestellt: 

Exkursionen

  • Pro Natura Thurgau: Auf Exkursionen mit Fachpersonen der Pro Natura Thurgau lesen Ihre Schülerinnen und Schüler Tierspuren, lernen Vögel und Pflanzen kennen, gehen auf Biberpirsch und erkunden das Leben unter Wasser. Oder sie machen einen Arbeitseinsatz. So trägt Ihre Klasse dazu bei, dass es den seltenen Tieren und Pflanzen in unseren Naturschutzgebieten weiterhin gut geht.
  • WWF Thurgau: Erfahrene Fachpersonen nehmen Ihre Schulklasse mit auf Entdeckungsreise – auf dem Pausenplatz, am Fluss oder im Wald. Oder sie unterrichten drei Lektionen in Ihrem Schulzimmer.

Unterrichtsmaterial

  • Aqua viva: Lernkiste und Arbeitsblätter für Exkursionen an Bächen
  • BirdLife Schweiz: Arbeitsdossiers und fertige PowerPoint-Vorträge über Vögel und Umwelt
  • Expedio-Plattform des Naturama Aargau: e-Learning-Portal zu Natur, Naturwissenschaften und Bewegung
  • Pro Natura: Natur-Tagebücher, Angebote für geführte Exkursionen mit Ihrer Schulklasse, Weiterbildungen für Sie
  • Silviva: Handbücher, Vernetzung mit erfahrenen Naturpädagoginnen und Naturpädagogen, Weiterbildungsmöglichkeiten
  • WWF Thurgau: Erlebnis-Rucksäcke für einen Abenteuer-Schultag im Freien
  • WWF: Fix-fertige Lektionspläne für den Unterricht draussen, Bastelanleitungen und Detektivhefte

Ideen für den Pausenhof

  • Pusch: Spielideen und praktische Anleitungen, wie Ihre Klasse auf dem Schulareal für mehr Artenvielfalt sorgen kann.

Zudem bietet das Naturmuseum Thurgau sogenannte Museumskoffer für Ihren Unterricht an.

Frösche im Schulzimmer? Ja, aber mit Bewilligung.

Froschlaich in einem Teich.
Faszinierend, wie aus Laich ein kleiner Frosch wird. Aber Achtung: Holen Sie eine Bewilligung ein, bevor Sie Amphibien ins Schulzimmer bringen. Bild: Plan Biodivers.

Einheimische Amphibien sind geschützt, sie dürfen nicht gefangen werden.

Für den Schulunterricht gibt es eine Ausnahme: Sie können ein wenig Laich oder Kaulquappen von Grasfröschen oder Bergmolchen ins Klassenzimmer holen. So können Ihre Schülerinnen und Schüler miterleben, wie sich die Tiere entwickeln. Anders als in umliegenden Kantonen müssen Sie im Kanton Thurgau dafür eine Bewilligung haben.

Wichtig: Laich und Kaulquappen dürfen Sie im Kanton Thurgau nur mit offizieller Bewilligung des Amts für Raumentwicklung sammeln. Diese Bewilligung gilt nur einmal. Sie muss jedes Jahr erneuert werden. Wenden Sie sich einen Monat vor dem gewünschten Sammeltermin bitte an Rolf Niederer, 058 345 62 58.

Weiter ist zu beachten:

  • Arten: Sammeln Sie nur Laich vom Grasfrosch und Bergmolch. Die anderen Amphibien sind so stark gefährdet, dass alle Eier und Kaulquappen in der Natur bleiben müssen. 
    • Grasfrösche legen ihre Laichballen früher als die meisten anderen Frösche. Wenn Sie im Februar und März Laich sammeln, haben Sie gute Chancen, Laich vom Grasfrosch zu erwischen. Die Laichballen kleben nicht an einer Pflanze, sondern schwimmen in grossen Klumpen frei im Wasser. Meist liegen viele Klumpen beieinander und bilden eine Art Teppich. Die Eier sind fast ganz schwarz, mit einem kleinen hellen Punkt an der Unterseite. Hier finden Sie eine Bestimmungshilfe.
    • Laich vom Bergmolch ist schwer zu finden, da Molche ihre Eier einzeln an Unterwasserpflanzen kleben. 
    • Kröten legen ihren Laich in Schnüren ab. Diese dürfen Sie auf keinen Fall sammeln, denn Kröten sind stark gefährdet.
  • Anzahl: Wählen Sie einen möglichst kleinen Laichballen. Denn pro Kaulquappe brauchen Sie im Aquarium Platz für einen Liter Wasser. Wenn Sie 25 Eier sammeln und alle schlüpfen, müssen Sie einen 25-Liter-Tank organisieren und pflegen.
  • Aquarium: Bauen Sie ein Aquarium, in welchem sich Kaulquappen und junge Frösche wohl fühlen: 
  • Ausstiegshilfe: Junge Frösche müssen an Land kriechen können, sonst ertrinken sie. Das Aquarium braucht deshalb einen Landteil.
  • Aussetzen: Lassen Sie die Tiere dort wieder frei, wo Sie sie gesammelt haben. So verhindern Sie, dass Sie Krankheitskeime von einem Gewässer zum anderen verschleppen. 

Sie haben nicht genug Zeit, um sich korrekt um Frösche oder Molche zu kümmern? Leihen Sie sich den Museumskoffer «Amphibien» vom Naturmuseum Thurgau. Er enthält naturgetreue Modelle von Fröschen und Molchen, welche die Kinder anfassen können. Weitere Inhalte: eine CD und zwei Filme, einer Handpuppe, Spiele und Bücher. Kontakt: naturmuseumNULL@tg.ch, 058 345 74 00.

Andere Wildtiere im Schulzimmer? Fragen Sie nach.

Kind mit Schwalbenschwanz auf dem Finger.
Ein prägendes Erlebnis: Schmetterlinge beim Aufwachsen und Schlüpfen beobachten. Eine Anleitung des Aargauer Naturmuseums finden Sie hier. Bild: Plan Biodivers.

Möchten Sie andere kleine Wildtiere im Schulzimmer halten? Informieren Sie sich beim Amt für Raumentwicklung, ob Sie eine Bewilligung zum Fangen oder Halten der Tiere brauchen. Weinbergschnecken und Waldameisen zum Beispiel sind geschützt und dürfen nicht gesammelt werden. Kontakt: Rolf Niederer, 058 3452 62 58.

Bringen Sie Tiere später dorthin zurück, wo Sie sie gefunden haben. Setzen Sie gekaufte Tiere nie in der freien Wildbahn aus. Sie können Krankheiten mit sich tragen.

Exkursionen in Naturschutzgebieten? Planen Sie voraus.

Zwei Kinder beobachten im Teich Tiere.
Auf Exkursion am Tümpel findet sich immer etwas Spannendes. Bild: Plan Biodivers.

Naturschutzgebiete gehören nicht der Allgemeinheit. Wenn Sie dort eine Exkursion machen möchten, müssen Sie den Grundeigentümer um Erlaubnis fragen. 

Wie finden Sie heraus, wem das Land gehört? 
Gehen Sie auf die Seite map.geo.tg.ch. Wenn Sie dem Link folgen, wird die Karte «Grundbuch (Grundbuch, Grundeigentümer)» dargestellt. Klicken Sie auf den Ort, den Sie besuchen möchten. Es öffnet sich ein Fenster. Geben Sie dort Ihre Mobiltelefonnummer ein und Sie erhalten ein SMS mit einem Sicherheitscode. Mit diesem können Sie sich die Grundeigentümerin oder den Grundeigentümer anzeigen lassen.

Welche Regeln gelten im Naturschutzgebiet?
Naturschutzgebiete sind die letzten Flächen, die noch ganz der Natur gehören. In diesem Gebieten sind die Bedürfnisse der Tiere und Pflanzen wichtiger als die Bedürfnisse der Menschen. Bitte respektieren Sie dies. Packen Sie zudem alle Abfälle wieder ein – auch Toilettenpapier und Essensreste.

Mehr Natur auf dem Schulareal? Hier finden Sie Inspiration.

Schulgelände in Kreuzlingen.
Einheimisch und vielfältig: Statt Kirschlorbeer wachsen hier Wildsträucher und einheimische Stauden. Insekten und Vögel finden mehr Nahrung. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.

Möchten Sie Ihr Schulareal so gestalten, dass Ihre Schülerinnen und Schüler dort Natur erleben können? Etwa, indem Sie einen Naturspielplatz oder einen Schulgarten anlegen? 

  • Die Stiftung PUSCH hat einen Leitfaden für die naturnahe Gestaltung von Schularealen veröffentlicht.
  • Der WWF führt eine Liste von ausgezeichneten «natur- und kinderfreundlichen» Pausenplätzen. So können Sie sich vor Ort ein Bild machen.
  • Die kostenpflichtige aber gemeinnützig organisierte GemüseAckerdemie hilft Ihnen, mit Ihren Schülerinnen und Schülern eigenes Gemüse anzubauen.
  • Der Verein Bildungs- und Schulgärten Schweiz verschickt einen Newsletter, berät Sie zum Thema Schulgärten und stellt Ihnen Unterrichtsmaterial zu Verfügung.

Mit gutem Beispiel geht auch die Primarschulbehörde Weinfelden voran: Sie hat 2023 beschlossen, ihre Schulanlagen naturnah pflegen zu lassen