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Mehr Natur in Dörfern und Städten? Natürlich!

Schaffen Sie in Ihrer Gemeinde Lebensraum für einheimische Tiere und Pflanzen. Es zahlt sich aus.

Steinmauer mit Sitzbank unter Bäumen, umgeben von Wildstauden.
Sitzen und geniessen: Junge Bäume spenden Schatten, Insekten tanzen um Blüten und Eidechsen sonnen sich auf dem Stein nebenan. Bild: Kradolf-Schönenberg, Esther Michel.

Asphalt und Schotter sind schnell angelegt – aber auch langweilig. Im Sommer werden versiegelte Flächen zudem ungemütlich heiss. Sinnvolle Alternativen zu Asphalt, Schotterbeeten oder eintönigen Rasenflächen gibt es fast in jeder Situation. 

Das Resultat von mehr Abwechslung? Den einheimischen Tieren und Pflanzen geht es besser. Und die Bevölkerung fühlt sich in der lebendigeren Umgebung wohler.

Was können Sie tun?

Zehn Ideen für mehr Natur und Wohlbefinden in Ihrer Gemeinde: 

1) Machen Sie mit beim Projekt «Vorteil naturnah»

Schild mit Informationen zum Nutzen von Wildstauden inmitten einer reichen Blütenpracht
Das Schild erklärt: Hier wird nicht Rasen und Wechselflor unterhalten, sondern lebendige Vielfalt gepflegt. Bild: Philipp Uricher.

Siedlungen sollen grüner, lebenswerter und artenreicher werden. Deshalb gibt es das Projekt «Vorteil naturnah». Der Kanton hilft Ihrer Gemeinde finanziell, wenn sie öffentliche Flächen naturnah gestaltet.

Ihre Gemeinde entscheidet, was sie machen möchte. Der Kanton übernimmt fünfzig Prozent der Kosten für die Planung und Ausführung der Arbeiten (maximal Fr. 58'000). So gehen Sie vor:

  1. Anmelden: Kontaktieren Sie Eveline Gisel, 058 345 62 61. Sie beantwortet Ihre Fragen und nimmt Ihre Gemeinde ins Projekt auf.
  2. Ideen erarbeiten: Beauftragen Sie eine Fachperson – etwa einen Naturgärtner, eine Umweltingenieurin oder einen Botaniker. Zusammen mit der Fachperson erarbeiten Sie das sogenannte Grundlagenpapier. Es zeigt auf, wo und wie Sie mehr Natur in die Siedlung bringen können.
  3. Besprechen: Stimmen Sie das Grundlagenpapier mit Eveline Gisel ab.
  4. Umsetzen: Sobald Sie sich über das Grundlagenpapier einig sind, schliesst der Kanton mit Ihrer Gemeinde eine Leistungsvereinbarung ab. Somit bezahlt der Kanton einen Beitrag an die Umsetzung der Ideen Ihrer Gemeinde.

Was erreichen Sie mit dem Projekt? Beispiele finden Sie auf der Webseite vorteilnaturnah.tg.ch.

2) Machen Sie das Beste aus bestehenden Flächen

Werkhofmitarbeiter jätet eine naturnah gestaltete Rabatte
Mit der richtigen Pflege bleiben wilde Ecken lange schön. Bild: Kradolf-Schönenberg, Esther Michel.

Wie erreichen Sie mehr für die Natur?  

  • Nutzen Sie das «Handbuch ökologischer Unterhalt» des Kantons St. Gallen. Es zeigt Ihnen als Gemeinde kompakt und praxisorientiert auf, was bei der Anlage und Pflege naturnaher Grünräume wichtig ist.
  • Begehen Sie Flächen im Besitz der öffentlichen Hand mit einer Naturgärtnerin oder einem Naturgärtner. So erhalten Sie wertvolle Tipps zur Pflege und Aufwertung der Flächen.
  • Naturnahe Flächen brauchen eine angepasste Pflege. Das Weiterbildungszentrum Rorschach oder sanu und PUSCH bieten dazu Kurse an.
  • Suchen Sie den Erfahrungsaustausch? Fragen Sie Naturgärtnerinnen und -gärtner, ob sie einen Pflegekurs ausrichten – auf Ihren Grünflächen und möglichst mit den Geräten und Maschinen Ihres Werkhofs. Schliessen Sie sich mit Nachbargemeinden zusammen. Das spart Kosten. Und Sie profitieren von den Erfahrungen der anderen.

Was kostet der naturnahe Unterhalt? 

Erfahrungswerte liefert Ihnen die Toolbox Siedlungsnatur

Wer bezahlt?

Die Pflege naturnaher Flächen bezahlen in der Regel Sie als Gemeinde. Der Kanton übernimmt in Naturschutzgebieten oder für Naturobjekte bis zu 50 Prozent der Kosten.

Der Kanton beteiligt sich an den Kosten für Aufwertungen, wenn:

  • Sie diese im Rahmen des Projekts «Vorteil naturnah» umsetzen. Ihre Kontaktperson ist Eveline Gisel, 058 345 62 61.
  • Sie Naturschutzgebiete oder Naturobjekte aufwerten. Fragen beantwortet Ihnen gerne Remo Morath, 058 345 62 53.
  • Ihr Projekt eine aussergewöhnliche Vorbildwirkung für die Bevölkerung oder andere Gemeinden hat. Melden Sie sich dazu ebenfalls bei Eveline Gisel, 058 345 62 61.

3) Beziehen Sie Private mit ein

Ein Untersetzer mit Moos steht auf einem Briefkasten. Rundherum Ranken von Kletterpflanzen.
Kein Fleck ist zu klein, um wertvoll zu sein. Bild: Plan Biodivers.

Jede und jeder kann der Natur etwas mehr Platz geben. Bereits kleine Veränderungen im Garten, auf dem Balkon oder in Rabatten rund ums Haus bewirken viel Gutes.

Nur: Was ist genau zu tun? Erleichtern Sie es den Einwohnerinnen und Einwohner Ihrer Gemeinde, dies herauszufinden: 

4) Pflegen Sie Schutzgebiete und werten Sie sie auf

Falter mit roten Punkten auf schwarzen Flügeln sitzt auf einer Blüte
Widderchen heissen wegen ihren rot gefleckten Flügeln auch Blutströpfchen. Sie brauchen Magerwiesen, die möglichst schonend gemäht werden. Bild: Plan Biodivers.

Wie Sie Ihre Naturschutzzonen und Naturobjekte pflegen lassen, entscheidet über deren Schicksal: Bleiben sie wertvolle Lebensräume, oder verschwindet – still und unbemerkt – jedes Jahr eine weitere Pflanze oder ein weiteres Tier? 

Schliessen Sie Bewirtschaftungsverträge ab. Vereinbaren Sie darin eine naturnahe und fachgerechte Pflege. Und lassen Sie für grössere Naturschutzgebiete einen Pflegeplan erarbeiten. Er zeigt, was wo zu tun ist. 

Haben Sie Fragen zur fachgerechten Pflege von Naturschutzgebieten? Oder möchten Sie Naturschutzzonen und grössere Naturobjekte aufwerten? Die Abteilung Natur und Landschaft berät Sie gerne: Remo Morath058 345 62 53

Bei Aufwertungen übernimmt der Kanton bis zu hundert Prozent der Kosten.

5) Überarbeiten Sie den Schutzplan (Teil «Naturobjekte»)

Kartenausschnitt der geschützten Naturobjekte auf dem Kartenportal ThurGIS.
Ausschnitt der Karte der geschützten Naturobjekte im ThurGIS.

Im Idealfall wird jede Siedlung von grünen Korridoren durchzogen. Dort spazieren, joggen und erholen sich Menschen. Und Tiere können sich durch die Siedlung bewegen, ohne in Sackgassen zu geraten. Wichtige «Trittsteine» in diesen grünen Korridoren sind Naturobjekte. Dazu gehören beispielsweise markante Einzelbäume, artenreiche Wiesen oder vielfältige Hecken.

Die meisten Gemeinden sichern und bewahren ihre Naturobjekte mit einem Schutzplan. Der Kanton erleichtert Ihnen die Arbeit am Schutzplan mit folgenden Dokumenten: 

Bevor Sie am Schutzplan arbeiten: Schaffen Sie mit einem vollständigen Hinweisinventar eine gute Basis. Lassen Sie ein Planungsbüro alle Naturobjekte kartieren oder das bestehende Hinweisinventar aktualisieren. Der Kanton stellt eine Vorlage für das Hinweisinventar zu Verfügung. Die Vorlage vereinfacht die Erarbeitung des Hinweisinventars und erspart Ihnen als Gemeinde Kosten. Und sie gibt Ihnen die Gewissheit, dass das Hinweisinventar – und somit später auch der Schutzplan – allen Anforderungen entspricht. 

Haben Sie Fragen zu Naturobjekten, dem Schutzplan oder dem Hinweisinventar? Remo Morath (058 345 62 53) unterstützt Sie gerne.

6) Beleben Sie Gewässer

 

Die roten und gelben Striche auf dieser Karte zeigen: In Thurgauer Städten und Dörfern sind Bäche oft begradigt, kanalisiert oder fliessen in Röhren.

Wo solche Bäche wieder natürlich fliessen können, profitiert die Natur gewaltig. Für eine sogenannte Revitalisierung können Sie:

  • Bäche wieder an die Oberfläche bringen. Der neue Naturraum zieht nicht nur Libellen an. Sondern auch Menschen, die sich bei einem Spaziergang entspannen.
  • Verbauungen entfernen oder dem Bach mehr Raum geben. So überläuft er bei starkem Regen weniger schnell. Und am Ufer hat es Platz für Mädesüss, Bach-Nelkenwurz und Blut-Weiderich. 
  • Schnurgeraden Bächen wieder Schwung verleihen. Sanfte Kurven sorgen dafür, dass das Wasser mal schneller, mal langsamer fliesst. An seichten Stellen wärmen sich junge Fische, während sich die alten Fische im tiefen Wasser abkühlen.

Möchten Sie als Gemeinde einen Bach revitalisieren? Der Kanton berät Sie bei Fragen zur Umsetzung des Revitalisierungsprojekts und zum Landerwerb. Und er übernimmt zwischen 60 und 80 Prozent der Kosten für Bau und Planung.

Ihre Ansprechperson beim Kanton ist Maurice Koll, 058 345 52 62. Mehr Informationen zu Revitalisierungen finden Sie auf der Webseite des Amts für Umwelt

7) Verlangen Sie bei Bauvorhaben auch Natur

Rotkehlchen mit Raupe im Schnabel.
In Siedlungen gibt es viele kleine, freie Flächen. Bieten diese in Ihrer Gemeinde Verstecke und Nahrung für Tiere? Bild: Plan Biodivers.

Verlangen Sie in Gestaltungsplänen eine naturnahe Umgebungsgestaltung:

  • Einheimische Pflanzen: Die Natur profitiert am meisten, wenn nur einheimische Sträucher und Bäume gepflanzt werden. Die übrigen Pflanzen sollen mehrheitlich einheimisch sein. Ideal sind Arten, die von Natur aus in Ihrer Region vorkommen.
  • Genug Wurzelraum: Grosse Bäume spenden mehr Schatten und unterstützen die Artenvielfalt stärker. Ihre Wurzeln müssen in die Tiefe und Breite wachsen können. In Tiefgaragen braucht es daher Ausstanzungen oder Aussparungen für die Bäume.
  • Ecken für die Natur: Wird eine Fläche wenig begangen? Dort könnten sogenannte «extensive Gestaltungselemente» angelegt werden. Das können Blumenwiesen oder Ruderalflächen sein. Sie sorgen für Abwechslung. Und Wildbienen finden dort Futter.
  • Wertschätzung für den Boden: Es sollte so wenig Boden wie möglich versiegelt werden – also mit Material bedeckt werden, das kein Wasser durchlässt. Denn unversiegelte, intakte Böden nehmen Wasser auf und halten es zurück. Sie entlasten bei Starkregen die Abwasserleitungen und kühlen die Umgebung. Das rüstet Ihre Gemeinde für die Zukunft.
  • Schöne Flachdächer: Extensiv begrünte Flachdächer kühlen Innenräume und schaffen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Was bedeutet extensiv begrünt? Die Bepflanzung soll einheimisch und vielfältig sein. Und das Substrat für die Pflanzen muss nährstoffarm sein.
  • Rücksicht auf Vögel: Schlecht geplante Fenster und Scheiben töten Vögel. Verlangen Sie vogelfreundliche Fassaden. Beachten Sie dabei den Leitfaden der Vogelwarte «Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht» oder das Merkblatt «Vogelkollisionen an Glas vermeiden».

Passen Sie das Baureglement Ihrer Gemeinde an. Ein gutes Beispiel ist das Baureglement der Gemeinde Kreuzlingen.

Sind Sie nicht sicher, wie viel Sie fordern können? Die Plattform «fokus-n» macht Ihnen Vorschläge. Die Webseite richtet sich an Fachpersonen und verwendet deshalb Fachbegriffe. Wenden Sie sich bei Fragen an die Naturgärtnerin oder den Umweltingenieur Ihres Vertrauens. Oder fragen Sie Eveline Gisel, 058 345 62 61.

8) Schaffen Sie klare Zuständigkeiten

Ernennen Sie eine Umweltbeauftragte oder einen Umweltbeauftragen. Diese Fachperson kann auch für mehrere Gemeinden zuständig sein. Sie ist Ansprechperson für den Gemeinderat, den Werkhof oder die Bevölkerung. Und sie kümmert sich um die folgenden Themen: 

  • Natur und Biodiversität fördern
  • Landschaft attraktiv halten
  • Böden, Gewässer und Trinkwasser vor Schadstoffen schützen
  • Abfall korrekt entsorgen
  • Problempflanzen bekämpfen
  • Gesetzliche Vorgaben kennen oder durchsetzen
  • Verfahrensabläufe befolgen
  • Bevölkerung informieren und sensibilisieren
  • Kontakt zu den kantonalen Fachstellen herstellen

Einige Gemeinden haben bereits Umweltbeauftragte ernannt. Dazu gehören Amriswil, Arbon, Frauenfeld, Kreuzlingen und Romanshorn.

9) Bekämpfen Sie Pflanzen, die Schäden verursachen

Zwei Männer entsorgen Goldruten im Neophytensack
Weg mit dem Goldruten-Herd im Schilf: Sammeln Sie invasive Neophyten, bevor sie Samen bilden. Führen Sie sie der Kehrrichtverbrennung zu. Bild: Stephan Steger.

Kirschlorbeer, Berufkraut oder Goldruten: Seit sie vom Menschen in die Schweiz gebracht wurden, verbreiten sie sich schnell und massenhaft in unseren Wiesen, Wäldern und Siedlungen. Und sie verursachen Schäden. Deshalb zählen sie – zusammen mit weiteren Pflanzen – zu den «invasiven Neophyten». 

Wo liegt das Problem?

Invasive Neophyten lösen zum Beispiel Allergien aus, sind giftig, beschädigen Bauten oder machen Böschungen instabil. Auch unsere Tierwelt leidet unter ihnen. Denn die invasiven Neophyten verdrängen einheimische Pflanzen, von denen sich Insekten und andere Tiere ernähren.

Wie erkennen Sie Problempflanzen?

Eine Übersicht über invasive Neophyten und ihre negativen Auswirkungen finden Sie in der Broschüre Exotische Problempflanzen.

Sind Sie sich nicht sicher, welche Pflanze Sie vor sich haben? Fotografieren Sie sie mit dem Handy. Apps wie PlantNet, Flora Incognita oder Google Lens bestimmen Pflanzen immer öfter fehlerfrei.

Was ist zu tun?

Invasive Neophyten zu bekämpfen, kostet oft sehr viel. Greifen Sie deshalb möglichst früh ein – so können sich problematische Pflanzen gar nicht erst etablieren. Es hilft, wenn Sie: 

  • Vorbeugen: Bringen Sie der Bevölkerung und Ihren Mitarbeitenden das Thema Neophyten näher. Beispielsweise mit dem Neophyten-Flyer von Regio Frauenfeld oder dem Flyer Exotische Problempflanzen. Das Ziel: Einwandernde Problempflanzen werden so früh wie möglich entdeckt. 
  • Vorausplanen: Arbeiten Sie ein Konzept aus, wie Sie invasive Neophyten bekämpfen.
  • Finanzbeiträge abholen: Die Fachstelle Biosicherheit bezahlt einen Teil der Planungsarbeit und der Bekämpfung der Problempflanzen. Lesen Sie mehr zum Finanzbeitrag für Gemeinden und Vereine

Die Fachstelle Biosicherheit hält zudem Material für Ausstellungen bereit, organisiert jährlich Schulungen und stellt Ihnen Unterlagen zu Verfügung. Und sie bezahlt Ihnen einen maximal zweistündigen Einsatz einer Neophyten-Expertin. Diese kann zum Beispiel:  

  • Das Thema «invasive Neophyten» an einer Jahresversammlung oder Infoveranstaltung vorstellen.
  • Eine Exkursion begleiten. 
  • Eine Beratung oder ein Coaching durchführen.

Interessiert Sie eines dieser Angebote? Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite des Amts für Umwelt. Möchten Sie der Fachstelle Biosicherheit eine Frage stellen? Schreiben Sie eine E-Mail an neobiota.afuNULL@tg.ch.

10) Lassen Sie sich inspirieren

Tauschen Sie sich mit anderen Gemeinden aus. Welche Projekte sind gut gelaufen? Was hat nicht funktioniert?

Einige Ideen: 

  • Hecke aus Wildsträuchern statt aus Kirschlorbeer und Thuja. 
  • Ruderalfläche mit Wildblumen und Wurzelstöcken auf dem Kreisel.
  • Weidenlabyrinth auf dem Spielplatz. 
  • Naschgarten auf dem Dorfplatz mit Beeren und Nüssen. 
  • Wildbienenparadies statt Wechselflor vor der Gemeindeverwaltung. 

Hier finden Sie Fotos von naturnah gestalteten Flächen in verschiedenen Gemeinden.

Was sollten Sie beachten?

Naturnah gestaltete Plätze, Pärke und Böschungen mit grosser Biodiversität sind schön – aber auch schön anspruchsvoll. Setzen Sie bei Planung, Bau und Pflege auf Qualität und gutes Handwerk.

Der richtige Partner, die richtige Partnerin

Gemeinderat und Werkhof-Mitarbeiter schütteln sich die Hand vor einer naturnah gepflegten Fläche
Beete mit Wildstauden entwickeln sich Jahr für Jahr weiter. Von Anfang an dabei: der Werkhof. Er pflegt, gestaltet und begleitet die Flächen langfristig. Bild: Kradolf-Schönenberg, Esther Michel. 

Arbeiten Sie mit Gartenbaufirmen, Landschaftsarchitektinnen und -architekten oder Planungsbüros zusammen? Vergewissern Sie sich: Kennen Ihre Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer die einheimischen Tiere und Pflanzen sowie deren Bedürfnisse gut? Haben sie eine entsprechende Weiterbildung gemacht?

Die Zusammenarbeit mit Naturgarten-Profis lohnt sich – sie kennen Theorie und Praxis. Auf der Webseite von Bioterra finden Sie eine Karte mit Fachbetrieben. Oder arbeiten Sie mit Personen zusammen, die sich im Lehrgang «Fachperson naturnahe Pflege Jardin Suisse» weitergebildet haben. Jardin Suisse Thurgau führt eine Liste der Absolventinnen und Absolventen. Fragen sie dort nach.

Die richtigen Pflanzen

Wildpflanzen-Rabatte mit Johanniskraut, Schafgarbe und Honigklee
Nachhaltige Blütenpracht: Verlangen Sie Staudenmischungen mit möglichst vielen einheimischen Pflanzen. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.
  • Angepasst: Wählen Sie Pflanzen, die zum Standort passen. Dabei hilft zum Beispiel die Webseite floretia.ch. Welche Pflanzen auf einer Liste sind wertvoll für die Natur? Prüfen Sie dies mit dem Tool «floretia plus». Der Kanton stellt den Thurgauer Gemeinden einen kostenlosen Zugang zu Verfügung. Melden Sie sich bei Eveline Gisel, 058 345 62 61.
    Weitere Grundlagen:
  • Ausdauernd: Setzen Sie auf einheimische Arten, die sich selbst vermehren. Mit der Zeit entstehen auf diese Weise vielfältige Mischpflanzungen. Diese sind kostengünstig und pflegeleicht.
  • Locker: Setzen Sie Pflanzen nicht zu dicht aneinander. So haben sie Platz, um sich auf natürliche Weise zu vermehren.
  • Regional: Verwenden Sie wo möglich Samen und Pflanzgut aus der Region. Wenn Sie nicht-einheimische Pflanzen wählen, bevorzugen Sie Arten, die von Natur aus in Süd- oder Südosteuropa vorkommen. Meiden Sie Pflanzen aus Übersee und als invasiv gelistete Neophyten
  • Robust: Bäume und Sträucher wachsen umso besser, je mehr Platz ihre Wurzeln haben. Setzen Sie Bäume in grosszügige Pflanzgruben und planen Sie rundherum eine Wiese oder Staudenbeete ein. So müssen Sie die Bäume auch weniger häufig bewässern. Ist eine Bodenbefestigung nötig, sollte sie möglichst wasserdurchlässig sein. 

Ein Spezialfall sind Bäume im innerstädtischen Bereich. Sie müssen sie mit extremen Temperaturen, Streusalz und wenig Wurzelraum klarkommen. Grosse Baumscheiben tragen dazu bei, dass diese Bäume überleben. 

Die richtige Pflege

Wiese, die nur zur Hälfte gemäht wurde
Lassen Sie beim Mähen einen Teil der Wiese stehen. So finden Insekten weiterhin Futter und Verstecke. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.
  • Ohne Gift: Verwenden Sie keine Insektengifte, Pflanzenschutzmittel oder Unkrautvertilger. Diese töten nicht nur Schädlinge und Unkraut, sondern unter Umständen auch Wildbienen und Käfer, Gewässerinsekten, Pilze und Wildpflanzen.
  • Wenig bis kein Dünger: Einheimische Pflanzen brauchen meist keinen Dünger. Blumenwiesen und Ruderalflächen sollten Sie nie düngen, sonst wächst nach einigen Jahren nur noch Löwenzahn.
  • Schonend: Nehmen Sie beim Mähen Rücksicht auf Insekten, Igel und andere Tiere. Balkenmäher oder Sense sind die Werkzeuge der Wahl. Mähen Sie Blumenwiesen gestaffelt, damit Insekten nicht alle Verstecke und alles Futter auf einmal verlieren.
  • Vorausschauend: Erkennen und bekämpfen Sie invasive Neophyten frühzeitig. Das spart Arbeit und Nerven.
  • Mit Aussenblick: Arbeiten Sie mit Naturgärtnerinnen und -gärtnern zusammen. Zweimal pro Jahr (oder nach Bedarf) begutachten diese mit Ihren Werkhof-Mitarbeitenden die öffentlichen Grünflächen. Was funktioniert gut? Wo muss die Pflege angepasst werden? Welche Abläufe kann man vereinfachen? Das Ziel: Ein Erfahrungsaustausch – zugeschnitten auf Ihre Gemeinde und Ihre Bedürfnisse. 
  • Auf dem neusten Stand: Ermöglichen Sie den Besuch von Weiterbildungen. Beispielsweise der Kurse «Unterhalt naturnaher Lebensräume im Siedlungsraum» am Weiterbildungszentrum Rorschach oder «Naturnahe und effiziente Grünflächenpflege» von sanu und PUSCH. 

Was erreichen Sie damit?

Natur macht Siedlungen spannend, bringt praktischen Mehrwert und ist wertvoll für Tiere und Pflanzen.

Die Bevölkerung freut sich über das attraktive Umfeld

Drohnenfoto der Kantonsschule Romanshorn
Auf dem Gelände der Kantonsschule Romanshorn haben Natur und Schulbetrieb nebeneinander Platz. Bild: Patrick Itten.

Mehr Natur lockt die Menschen nach draussen: 

  • Wir mögen Umgebungen, die gepflegt, aber nicht langweilig sind. Blumenrasen, Ruderalflächen und Wildhecken sorgen für Abwechslung.
  • In der Sommerhitze setzen wir uns oft in den Schatten von Bäumen. Diese kühlen spürbar und messbar. 
  • Auf Natur-Spielplätzen trainieren Kinder Balance und Motorik – und lernen die Natur kennen.
  • Grünflächen laden zum Joggen, Spielen und Spazieren ein. Sie wirken beruhigend und helfen uns, gesund zu bleiben. 

Wer sich häufiger draussen aufhält, hat mehr Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und Wurzeln zu schlagen. So wird der Wohnort zum Zuhause.

Die Gemeinde wird lebenswerter

Ruderalfläche am Strassenrand, es blühen viele Blumen
Blütenmeer statt Schotterbeet: Ruderalflächen erholen sich gut von Trockenheit und erfreuen mit immer wieder anderen Farben. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.

Grünflächen kühlen Dörfer und Städte, weil sie an heissen Tagen Wasser verdunsten. Bei Regen hingegen nehmen sie Wasser auf. So entlasten sie die Abwasserleitungen. Es ist günstiger, naturnahe Grünflächen anzulegen, als zur Kühlung einen Springbrunnen zu bauen oder die Kanalisation zu vergrössern. 

Bepflanzen Sie Ihre Grünflächen mit einheimischen Pflanzen, die sich am Standort wohl fühlen. Sie brauchen zwar etwas mehr Zeit, bis Sie die Pflanzen ausgewählt und die Flächen angelegt haben. Aber dafür schaffen Sie mehr Lebensqualität für die Bevölkerung und sparen bei der Pflege

  • Wiesen, Wildstauden und Wildsträucher müssen Sie nicht so oft schneiden wie Rasen und Formhecken.
  • Sie brauchen deutlich weniger Dünger und keine Spritzmittel. 
  • Naturnah gestaltete Flächen erholen sich besser von Trockenheit und Hitze. So müssen Sie kaum wässern.
  • Sie müssen zwar jäten und lenkend eingreifen – aber nicht ständig Rabatten neu bepflanzen.

Igel und Schmetterling fühlen sich wohl

Igel
Der Igel baut sein Nest unter Hecken und sucht auf Wiesen nach Insekten. Bild: Plan Biodivers.

Naturnah gestaltete Grünflächen sind wertvolle Lebensräume für allerlei Insekten. Wo es genug Insekten gibt, leben auch Igel, Eidechse, Vogel und Fledermaus.

Bereits mit kleinen Veränderungen erreichen Sie viel für die Artenvielfalt. Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Blumen und Blüten: Wenn von Frühling bis Herbst immer etwas blüht, wird die Siedlung zum Augenschmaus für uns Menschen – und zum reich gedeckten Tisch für Insekten. 
  • Stacheln und Dornen: Brombeeren, Wildrosen oder Dornensträucher machen die Heckenpflege nicht gerade angenehm. Aber ihre Stacheln und Dornen schützen Vögel und Vogelnester vor Katzen. 
  • Beeren und Samen: Vögel brauchen einheimische Pflanzen, damit sie gut durch den Winter kommen. Sie klauben Samen aus der Wilden Karde, picken Insekten aus der Rinde alter Bäume und fressen Beeren von Schwarzdorn und Berberitze.
  • Verstecke: Igel, Eidechsen und Frösche verschlafen den Winter in Laub- und Asthaufen, unter Baumstrünken oder Steinen. Legen Sie einige solche Verstecke an.
  • Schilder: Weisen Sie die Bevölkerung vor Ort auf Ihre Bestrebungen zur Förderung der Natur hin. Das schafft Sympathie. Und zeigen Sie Zusammenhänge auf: Je mehr einheimische Blumen, desto mehr Insekten und umso mehr Nahrung für Vögel. Das schafft Verständnis – und inspiriert vielleicht, es Ihnen nachzutun. Der Kanton Thurgau hat Vorlagen für Schilder erarbeitet. Möchten Sie diese nutzen? Bitte kontaktieren Sie Eveline Gisel, 058 345 62 61.