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Mehr Natur in Dörfern und Städten? Natürlich!

Machen Sie öffentliche Plätze zum Lebensraum für einheimische Tiere und Pflanzen. Auf lange Sicht sparen Sie damit Geld. Und die Bevölkerung fühlt sich wohler.

Wildstaudenbeet vor dem Werkhof in Kradolf-Schönenberg
Einheimische Wildstauden sind für die Natur wertvoll, überstehen heisse Sommer und kalte Winter. Bild: Kradolf-Schönenberg, Esther Michel.

Asphalt und Schotter sind schnell angelegt – aber auch langweilig. Im Sommer werden versiegelte Flächen zudem ungemütlich heiss. Sinnvolle Alternativen zu Asphalt, Schotterbeet und Wechselflor gibt es fast in jeder Situation:

Was macht eine tolle Grünfläche aus?

Lassen Sie Grünflächen hauptsächlich mit einheimischen Pflanzen bepflanzen. Dadurch entsteht auch ein Zuhause für Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel. Und eine Gelegenheit für Kinder und Erwachsene, die Vielfalt der Natur kennenzulernen.

Das Resultat? Alle profitieren von den naturnah gestalteten Grünflächen: 

Die Bevölkerung freut sich über das attraktive Umfeld

Steinmauer mit Sitzbank unter Bäumen, umgeben von Wildstauden.
Sitzen und geniessen: Junge Bäume spenden Schatten, Insekten tanzen um Blüten und Eidechsen sonnen sich auf dem Stein nebenan. Bild: Kradolf-Schönenberg, Esther Michel.

Mehr Natur lockt die Menschen nach draussen: 

  • Unter dem Schatten der Bäume lässt sich die Sommerhitze besser ertragen. Grünflächen kühlen spürbar und messbar. 
  • Auf Natur-Spielplätzen trainieren Kinder Balance und Motorik – und lernen die Natur kennen.
  • Grünflächen laden zum Joggen, Spielen und Spazieren ein. Sie wirken beruhigend und helfen uns, gesund zu bleiben. 

Wer sich häufiger draussen aufhält, hat mehr Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und Wurzeln zu schlagen. So wird der Wohnort zum Zuhause.

Die Gemeinde wird lebenswerter und spart Geld

Ruderalfläche am Strassenrand, es blühen viele Blumen
Blütenmeer statt Schotterbeet: Ruderalflächen erholen sich gut von Trockenheit und erfreuen mit immer wieder anderen Farben. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.

Grünflächen kühlen Dörfer und Städte, weil sie an heissen Tagen Wasser verdunsten. Bei Regen hingegen nehmen sie Wasser auf. So entlasten sie die Abwasserleitungen. Es ist günstiger, naturnahe Grünflächen anzulegen, als zur Kühlung einen Springbrunnen zu bauen oder die Kanalisation zu vergrössern. 

Bepflanzen Sie Ihre Grünflächen mit einheimischen Pflanzen, die sich am Standort wohl fühlen. Das braucht zwar etwas Zeit bei Auswahl und Anlage. Aber dafür schaffen Sie mehr Lebensqualität für die Bevölkerung und sparen bei der Pflege: 

  • Wiesen, Wildstauden und Wildsträucher müssen Sie nicht so oft schneiden wie Rasen und Formhecken.
  • Sie brauchen meist keinen Dünger und keine Spritzmittel
  • Biodivers gestaltete Flächen erholen sich besser von Trockenheit und Hitze. So müssen Sie kaum wässern.

Igel und Schmetterling fühlen sich wohl

Igel
Der Igel baut sein Nest unter Hecken, sucht auf Wiesen nach Insekten und wühlt in Komposthäufen nach Würmern. Bild: Plan Biodivers.

Naturnah gestaltete Grünflächen sind wertvolle Lebensräume für allerlei Insekten. Und wo es genug Insekten gibt, stellen sich auch Igel, Eidechse, Vogel und Fledermaus ein. Bereits mit kleinen Veränderungen erreichen Sie viel für die Artenvielfalt. Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Durchgehendes Blütenangebot: Wenn von Frühling bis Herbst immer etwas blüht, wird die Siedlung zum Augenschmaus für uns Menschen – und zum reich gedeckten Tisch für allerlei Insekten. 
  • Stacheln und Dornen: Zugegeben – Brombeeren, Wildrosen oder Dornensträucher machen die Heckenpflege nicht gerade angenehm. Aber ihre Stacheln und Dornen schützen Vögel und Vogelnester vor Katzen. 
  • Beeren und Samen: Vögel brauchen einheimische Pflanzen, damit sie gut durch den Winter kommen. Sie klauben Samen aus der Wilden Karde, picken Insekten aus der Rinde alter Bäume und naschen Beeren von Schwarzdorn und Berberitze.
  • Verstecke: Igel, Eidechsen und Frösche verschlafen den Winter in Laub- und Asthaufen, unter Baumstrünken oder Steinen. Legen Sie einige solche Verstecke an.
  • Schilder: Weisen Sie die Bevölkerung auf Ihre Bestrebungen zur Förderung der Natur hin. Das schafft Sympathie. Und zeigen Sie Zusammenhänge auf: Je mehr einheimische Blumen, desto mehr Insekten und umso mehr Nahrung für Vögel. Das schafft Verständnis – und inspiriert vielleicht, es Ihnen nachzutun.

Wobei hilft Ihnen der Kanton?

Der Kanton unterstützt Ihre Gemeinde bei den folgenden Massnahmen:

Projekt «Vorteil naturnah»

Schild mit Informationen zum Nutzen von Wildstauden inmitten einer reichen Blütenpracht
Das Schild erklärt: Hier wird nicht Rasen und Wechselflor unterhalten, sondern lebendige Vielfalt gepflegt. Bild: Philipp Uricher.

Siedlungen sollen grüner, lebenswerter und biodiverser werden. Deshalb gibt es das Projekt «Vorteil naturnah». Der Kanton hilft Ihrer Gemeinde finanziell, wenn sie öffentliche Flächen naturnah gestaltet und pflegt. Aus Rasen entstehen farbige Blumenwiesen, aus einer Schotterfläche wird eine Bienenweide. Und auf wenig genutzten Parkplätzen lassen Rasengittersteine den Boden wieder mehr Wasser aufnehmen.

Ihre Gemeinde entscheidet, was sie machen möchte. Der Kanton übernimmt fünfzig Prozent der Kosten für die Planung und Ausführung der Arbeiten (maximal Fr. 58'000). Mehr Information finden Sie auf der Webseite vorteilnaturnah.tg.ch.

Schutzgebiete pflegen und aufwerten

Falter mit roten Punkten auf schwarzen Flügeln sitzt auf einer Blüte
Widderchen – wegen ihren rot gefleckten Flügeln auch Blutströpfchen genannt – sind darauf angewiesen, dass Magerwiesen möglichst schonend gemäht werden. Bild: Plan Biodivers.

Wie Sie Ihre Naturschutzzonen und Naturobjekte pflegen, entscheidet über deren Schicksal: Bleiben sie wertvolle Lebensräume, oder verschwindet – still und unbemerkt – jedes Jahr eine weitere Pflanze oder ein weiteres Tier? 

Haben Sie Fragen zur fachgerechten Pflege von Naturschutzgebieten? Oder möchten Sie Naturschutzzonen und grössere Naturobjekte aufwerten? Die Abteilung Natur und Landschaft berät Sie gerne: Remo Morath058 345 62 53

Bei Aufwertungen übernimmt der Kanton bis zu hundert Prozent der Kosten.

Gewässer wiederbeleben

 

Die roten und gelben Striche auf dieser Karte zeigen: In Thurgauer Städten und Dörfern sind Bäche oft begradigt, kanalisiert oder fliessen in Röhren.

Wo solche Bäche wieder natürlich fliessen können, profitiert die Natur gewaltig. Für eine sogenannte Revitalisierung können Sie:

  • Bäche wieder an die Oberfläche bringen. Der neue Naturraum zieht nicht nur Feuersalamander und Libellen an. Sondern auch Menschen, die sich bei einem Spaziergang entspannen.
  • Verbauungen entfernen oder dem Bach mehr Raum geben. So überläuft er bei starkem Regen weniger schnell. Und am Ufer hat es Platz für Mädesüss, Bach-Nelkenwurz und Blut-Weiderich. 
  • Schnurgeraden Bächen wieder Schwung verleihen. Sanfte Kurven sorgen dafür, dass das Wasser mal schneller, mal langsamer fliesst. An seichten Stellen wärmen sich junge Fische, während sich die alten Fische im tiefen Wasser abkühlen.

Möchten Sie als Gemeinde einen Bach revitalisieren? Der Kanton berät Sie bei Fragen zur Umsetzung des Revitalisierungsprojekts und zum Landerwerb. Und er übernimmt zwischen 60 und 80 Prozent der Kosten für Bau und Planung. Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite des Amts für Umwelt.

Für die Revitalisierung von Flüssen ist der Kanton zuständig. Er plant die Projekte und übernimmt 95 Prozent der Kosten.

Schutzplan überarbeiten (Teil «Naturobjekte»)

Im Idealfall wird jede Siedlung von grünen Korridoren durchzogen. Dort können Menschen spazieren, joggen und sich erholen. Und Tiere können sich durch die Siedlung bewegen, ohne in Sackgassen zu geraten. Wichtige «Trittsteine» in diesen grünen Korridoren sind Naturobjekte.

Jede Gemeinde sichert und bewahrt ihre Naturobjekte mit einem Schutzplan. Der Kanton erleichtert Ihnen die Arbeit am Schutzplan mit folgenden Dokumenten: 

Die beiden Word-Dokumente sind auch als PDF verfügbar: Mustervorlage für Schutz- und Pflegevorschriften, Mustervorlage für das Beitragsreglement.

Pflanzen bekämpfen, die Schäden verursachen

Zwei Männer entsorgen Goldruten im Neophytensack
Weg mit dem Goldruten-Herd im Schilf: Sammeln Sie invasive Neophyten, bevor sie Samen gebildet haben, und führen Sie sie der Kehrrichtverbrennung zu. Bild: Stephan Steger.

Kirschlorbeer, Berufkraut oder Goldruten: Seit sie vom Menschen in die Schweiz gebracht wurden, verbreiten sie sich schnell und massenhaft in unseren Wiesen, Wäldern und Siedlungen. Und sie verursachen Schäden. Deshalb zählen sie – zusammen mit weiteren Pflanzen – zu den «invasiven Neophyten». 

Invasive Neophyten lösen zum Beispiel Allergien aus, sind giftig, beschädigen Bauten oder machen Böschungen instabil. Auch unsere Tierwelt leidet unter ihnen. Denn die invasiven Neophyten verdrängen einheimische Pflanzen, von denen sich Insekten und andere Tiere ernähren. Eine Übersicht über invasive Neophyten und ihre negativen Auswirkungen finden Sie im Flyer «Exotische Problempflanzen».

Invasive Neophyten zu bekämpfen, kostet oft sehr viel. Greifen Sie deshalb möglichst früh ein – so können sich problematische Pflanzen gar nicht erst etablieren. Es hilft, wenn Sie: 

  • Der Bevölkerung und Ihren Mitarbeitenden das Thema Neophyten näherbringen. Das Ziel: Einwandernde Problempflanzen werden so früh wie möglich entdeckt.
  • Ein Konzept ausarbeiten, wie Sie invasive Neophyten bekämpfen.

Die Fachstelle Biosicherheit unterstützt Sie in beiden Angelegenheiten. Sie hält zudem Material für Ausstellungen bereit, organisiert jährlich Schulungen und stellt Ihnen Unterlagen zu Verfügung. Und sie bezahlt Ihnen einen maximal zweistündigen Einsatz einer Neophyten-Expertin. Diese kann zum Beispiel:  

  • Das Thema «invasive Neophyten» an einer Jahresversammlung oder Infoveranstaltung vorstellen.
  • Eine Exkursion begleiten. 
  • Eine Beratung oder ein Coaching durchführen.

Interessiert Sie eines dieser Angebote? Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite des Amts für Umwelt. Möchten Sie der Fachstelle Biosicherheit eine Frage stellen? Schreiben Sie eine E-Mail an neobiota.afuNULL@tg.ch.

Was sollten Sie beachten?

Naturnah gestaltete Plätze, Pärke und Böschungen mit grosser Biodiversität sind schön – aber auch schön anspruchsvoll. Es lohnt sich, bei Planung, Bau und Pflege auf Qualität und gutes Handwerk zu setzen.

Der richtige Partner, die richtige Partnerin

Gemeinderat und Werkhof-Mitarbeiter schütteln sich die Hand vor einer naturnah gepflegten Fläche
Beete mit Wildstauden entwickeln sich Jahr für Jahr weiter. Von Anfang an dabei: der Werkhof. Er pflegt, gestaltet und begleitet die Flächen langfristig. Bild: Kradolf-Schönenberg, Esther Michel. 

Arbeiten Sie mit Gartenbaufirmen, Landschaftsarchitektinnen und -architekten oder Planungsbüros zusammen? Vergewissern Sie sich: Kennen Ihre Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer die einheimischen Tiere und Pflanzen sowie deren Bedürfnisse gut? Haben sie eine entsprechende Weiterbildung gemacht?

Die richtigen Pflanzen

Wildpflanzen-Rabatte mit Johanniskraut, Schafgarbe und Honigklee
Nachhaltige Blütenpracht: Suchen Sie nach Staudenmischungen mit möglichst vielen einheimischen Pflanzen. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.
  • Angepasst: Wählen Sie Pflanzen, die zum Standort passen. Dabei hilft zum Beispiel die Webseite floretia.ch. Der Kanton stellt den Thurgauer Gemeinden einen kostenlosen Zugang zum Tool «Floretia plus» zu Verfügung. Melden Sie sich bei Eveline Gisel, eveline.giselNULL@tg.ch. Weitere Grundlagen: Wert verschiedener Baumarten für die Natur (SWILD)Übersicht über die Eigenschaften einheimischer Baumarten (Stadt Kreuzlingen).
  • Mehrjährig: Setzen Sie auf einheimische, mehrjährige Arten, die sich selbst vermehren. Mit der Zeit entstehen auf diese Weise vielfältige Mischpflanzungen. Diese sind kostengünstig und pflegeleicht.
  • Locker: Setzen Sie Pflanzen nicht zu dicht aneinander. So haben sie Platz, um sich auf natürliche Weise zu vermehren.
  • Regional: Verwenden Sie wo möglich Samen und Pflanzgut aus der Region. Wenn Sie nicht-einheimische Pflanzen wählen, bevorzugen Sie Arten, die von Natur aus in Süd- oder Südosteuropa vorkommen. Meiden Sie Pflanzen aus Übersee und als invasiv gelistete Neophyten
  • Robust: Bäume und Sträucher wachsen umso besser, je mehr Platz ihre Wurzeln haben. Setzen Sie Bäume in grosszügige Pflanzgruben und planen Sie rundherum eine Wiese oder Staudenbeete ein. So müssen Sie die Bäume auch weniger häufig bewässern. Ist eine Bodenbefestigung nötig, sollte sie möglichst wasserdurchlässig sein. 

Ein Spezialfall sind Bäume im innerstädtischen Bereich. Sie müssen sie mit extremen Temperaturen, Streusalz und wenig Wurzelraum klarkommen. Grosse Baumscheiben tragen dazu bei, dass diese Bäume überleben. 

Die richtige Pflege

Wiese, die nur zur Hälfte gemäht wurde
Lassen Sie bei der Mahd einen Teil der Wiese stehen. So finden Insekten weiterhin Futter und Verstecke. Foto: Kreuzlingen, Philipp Uricher.
  • Ohne Gift: Verwenden Sie keine Insektengifte, Pflanzenschutzmittel oder Unkrautvertilger. Diese töten nicht nur Schädlinge und Unkraut, sondern unter Umständen auch Wildbienen, Käfer, Gewässerinsekten, Pilze und Wildpflanzen.
  • Ohne Dünger: Einheimische Pflanzen brauchen meist keinen Dünger. Blumenwiesen sollten Sie nie düngen, sonst wächst nach einigen Jahren nur noch Löwenzahn.
  • Schonend: Nehmen Sie beim Mähen Rücksicht auf Insekten, Igel und andere Tiere. Balkenmäher oder Sense sind die Werkzeuge der Wahl. Mähen Sie Blumenwiesen gestaffelt, damit Insekten nicht alle Verstecke und alles Futter auf einmal verlieren.
  • Vorausschauend: Identifizieren und bekämpfen Sie invasive Neophyten frühzeitig. Das spart Arbeit und Nerven.
  • Schlau: Arbeiten Sie mit Naturgärtnerinnen und -gärtnern zusammen. Zweimal pro Jahr (oder nach Bedarf) sollten diese mit Ihren Werkhof-Mitarbeitenden die öffentlichen Grünflächen begutachten. So erhalten Sie Antworten auf Ihre Fragen und praktikable Tipps zur Pflege – zugeschnitten auf Ihre Gemeinde und Ihre Bedürfnisse. 
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