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Natur macht Gärten einzigartig

Sie möchten den spannendsten Garten oder den schönsten Balkon Ihrer Nachbarschaft haben? Locken Sie Wildbienen, Vögel und Schmetterlinge zu sich – so können Sie jeden Tag etwas Neues beobachten. 

Frau pflückt in ihrem Naturgarten einen Blumenstrauss
In diesem Naturgarten wächst Nahrung für Schmetterlinge und ihre Raupen. Und es hat viele Blüten für einen Blumenstrauss. Eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur. Bild: Kesswil, Plan Biodivers.

Fünf Tipps für grossartiges Gärtnern

Bereits kleine Veränderungen bewirken viel, wenn Sie auf folgende Punkte achten:

Für Farbe und Futter sorgen

Pflanzen Sie einheimische Blumen, Stauden und Sträucher. Von ihren Blättern, Pollen und dem Nektar leben viele Insekten. Die Insekten sind wiederum gutes Futter für Vögel. Und auch für Eidechsen, Frösche und Fledermäuse. 

Nächster Halt: Blütenmeer

Tagpfauenauge auf Oreganoblüte
Doppelt nützlich: Die Blüten des Wilden Oregano nähren Schmetterlinge und verfeinern Ihren Salat. Bild: Plan Biodivers.

Achten Sie darauf, dass auf dem Balkon oder im Garten von Frühling bis Herbst immer etwas blüht.

  • Einfacher Anfang: Lassen Sie Ihre Küchenkräuter blühen. Hummeln lieben Salbei, am Kümmel finden Sie oft Schwebfliegen und Thymian ist bei Schmetterlingen beliebt. 
  • Perfekt abgestimmt: Finden Sie die richtigen Pflanzen für Ihren Garten oder Balkon. Das Merkblatt «Ein Blütenmeer für unsere Schmetterlinge und Wildbienen im Garten und auf dem Balkon» hilft Ihnen dabei.
  • Späte Freude: Finden Sie eine schattige Ecke für den Gemeinen Efeu? Sie werden staunen, wie viele Insekten im Oktober seine unscheinbaren Blüten umschwärmen. 
  • Für Fortgeschrittene: Auf Ruderalflächen blühen von März bis November besonders viele farbenfrohe Pflanzen. Das Berner Praxishandbuch Biodiversität zeigt, wie Sie sie anlegen und pflegen. Haben Sie nicht so viel Platz? Die Webseite Wilder Meter zeigt, was auf dem Balkon möglich ist.

Wilde Ecke

Auf einem Tischchen im Naturgarten stehen Töpfe mit Wildpflanzen.
Tipp für den Naturgarten im Miniformat: Mischen Sie torffreie Erde mit Sand oder gemahlenem Bims. So gefällt es den Wildpflanzen auch im Topf. Bild: Kesswil, Plan Biodivers.

Richten Sie in Töpfen oder im Garten eine Ecke für Wildblumen ein. Das bringt Farbe in Ihren Garten. Und Nahrung für Raupen, die Sie später als Schmetterlinge erfreuen werden. Geeignet sind zum Beispiel:

  • Hornklee
  • Wiesenschaumkraut
  • Wilde Möhre
  • Kornblume
  • alle einheimischen Glockenblumen
Farbenfrohe Raupe des Schwalbenschwanzes auf Wilder Möhre.
Ein Nimmersatt auf dem Balkon: Die Schwalbenschwanz-Raupe braucht mehrere Wilde Möhren oder Dill-Pflanzen und einige Äste oder Stängel zum Verpuppen. Bild: Plan Biodivers.

Neue Hecke

Leuchtend pinke Blüten einer Wildrose.
Wilde Rosen blühen nur kurz. Dafür sind sie robuster und attraktiver für Insekten als ihre gezüchteten Verwandten. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.

Werten Sie Hecken mit einheimischen Wildsträuchern auf. Das nützt der Natur – und Ihnen, falls Sie gerne Holunderblüten oder Kornelkirschen zu Gelee verarbeiten. Ideen für Ihre neue Hecke: 

  • Kornelkirsche (auch bekannt als «Tierlibaum»)
  • Schwarzer Holunder (Beeren sind, wie Bohnen, roh giftig)
  • Weinrose oder Hundsrose
  • Purpurweide (für eher feuchte Standorte)
  • Rote Heckenkirsche oder Faulbaum (beide giftig) 

Welche einheimische Pflanzen passen zu Ihrem Standort?

Wasser bereitstellen

Amsel badet in Wasser, Meise sitzt auf dem Rand des Gefässes.
Die ideale Badestelle: sonnig, übersichtlich und maximal fünf Zentimeter tief. Bild: Plan Biodivers.

Ein Topfuntersetzer mit Wasser kann Vögeln und Insekten an heissen Sommertagen Erfrischung bieten. Legen Sie flache Steine in den Untersetzer. So können sich Insekten aus dem Wasser retten.

Wechseln Sie das Wasser täglich, damit sich darin keine Tigermücken oder Krankheitserreger vermehren. Oder halten Sie zwei Topfuntersetzer in Rotation: Einer trocknet ab, während der andere in Gebrauch ist.

Teich mit Blutweiderich und weiteren einheimischen Pflanzen am Ufer
Das Wertvollste am Teich? Sanft abfallende Ufer. Dort blühen Pflanzen, trinken Igel und baden Vögel. Und falls ein Tier ins Wasser fällt, kann es schnell wieder rausklettern. Bild: Plan Biodivers.

Möchten Sie in Ihrem Garten einen Teich bauen? Ziehen Sie eine erfahrene Fachperson bei. Denn es gibt viel zu beachten: Baubewilligung, Entsorgung des Aushubs und Pflege sind nur einige wichtige Punkte.

Achtung: Liegt Ihr Garten ausserhalb der Bauzone? Dann muss Ihr Teich die Vorgaben im Merkblatt «Tümpel mit ökologischem Mehrwert» erfüllen, damit Sie eine Baubewilligung erhalten. 

Nistmaterial und Verstecke anbieten

Frau arbeitet im Kräutergarten. Im Hintergrund sind verblühte Köngiskerzen sichtbar.
Verdorrte Stängel von Königskerzen im Heilkräutergarten? Daraus wird ein Nistplatz für Wildbienen. Bild: Bussnang, Ivo Scholz.

Nistmaterial für Vögel

Lassen Sie Unordnung zu. Trockenes Gras, Moos, eine Pfütze mit Lehm – all das brauchen Vögel, um ihre Nester zu bauen. Möchten Sie Ihr Gebäude vogelfreundlich machen? Hier finden Sie Tipps dafür. 

Platz für Wildbienen

Wildbienen brauchen abgestorbene Pflanzenstängel oder karg bewachsene Böden und Töpfe: Sie graben Gänge ins Mark der Stängel oder in die Erde, füllen sie mit Pollen und legen ein Ei hinein. Gut geschützt überdauern die jungen Wildbienen den Winter und schlüpfen im Frühling, wenn es warm wird.

Einige Wildbienen bauen ihre Nester sogar zwischen Pflastersteinen und Steinplatten, wenn: 

  • die Steine auf einer Schicht Sand liegen.
  • die Fugen mindestens 8 Millimeter breit sind.
  • Sie im Winter kein Salz auf den Weg streuen.

Für Wildbienen ist es gut, wenn sie nahe beim Nest Blüten mit Pollen und Nektar finden. Wandeln Sie selten genutzte Rasenflächen in farbenfrohe Blumenwiesen oder Blumenrasen um. Mähen Sie diese ein- bis zweimal im Jahr. Lassen Sie jedes Mal an einem anderen Ort einen Streifen stehen. So können die Blumen versamen, und es bleibt Nahrung für Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge übrig.

Können Sie sich vorstellen, mit der Sense zu mähen? So töten Sie beim Mähen weniger Insekten und stören keine Nachbaren mit Motorenlärm. Der Kanton Thurgau bietet Kurse an.

Verstecke für Tiere

Schaffen Sie wertvolle Verstecke und Plätze zum Überwintern. Diese bringen nicht nur Tiere, sondern auch Abwechslung in Ihren Garten. Das Baumaterial fällt oft bei der Gartenpflege an:

  • Äste und Laub: Bauen Sie einen Asthaufen oder Laubhaufen für den Igel
  • Steine mit 20 bis 40 Zentimeter Durchmesser: Bauen Sie einen Steinhaufen für Eidechsen oder grössere Tiere. Den Eidechsen gefällt auch eine Natursteinmauer.
  • Heu: Fällt in Ihrem Garten kein Rasenschnitt, sondern Heu aus langen Grashalmen an? Schichten Sie das Heu an einem sonnigen Ort zu einem Heuhaufen auf. Darin versteckt sich die Blindschleiche.

Auch stachelige Wildrosen oder dornige Wildsträucher sind tolle Verstecke. Sie machen die Gartenpflege zwar nicht gerade angenehmer, schützen Vögel und ihre Nester aber gut vor Katzen.

Licht dimmen oder ausschalten

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Lichterketten. Dieser Schmuck ist für Tiere kein Problem. Denn im Winter sind sie kaum unterwegs. In allen anderen Jahreszeiten sind Lampen jedoch eine Belastung für die Natur:  

  • Nachtfalter flattern sich an Lampen zu Tode.
  • Licht verwirrt Zugvögel, die sich eigentlich an Mond und Sternen orientieren. 
  • Gewisse Fledermäuse werden beim Jagen gestört, wenn sie angeleuchtet werden. 
  • Glühwürmchen können mit ihrem kleinen Lichtlein nur einen Partner anlocken, wenn es ganz dunkel ist.

Deshalb gilt: Je weniger Lampen, desto mehr Leben. Nutzen Sie Licht verantwortungsbewusst? Hier ist eine Checkliste.

Sicherheit für alle

Auf der Seite liegende Giesskanne.
Auf der Suche nach Wasser können Tiere in Wasserfässer oder halbvolle Giesskannen fallen. Bild: Plan Biodivers.

Schützen Sie Tiere vor Gefahren:

  • Umdrehen: Legen Sie Giesskannen auf die Seite und stellen Sie Gefässe auf den Kopf. So ertrinken darin keine Insekten oder Kleintiere. Decken Sie Wasserfässer mit einem Deckel und einem Netz ab – das hilft auch gegen Mücken.
  • Von Hand arbeiten: Reissen Sie unerwünschte Pflanzen aus und lesen Sie Schädlinge frühzeitig und regelmässig ab. So können Sie auf Gifte verzichten.
  • Abstand halten: Mähen Sie nicht unter Büschen und Hecken, denn dort verstecken sich Tiere.
  • Ausschalten: Können Sie nicht auf den Mähroboter verzichten? Schalten Sie ihn nachts aus, damit er keine Igel verletzt. Sie schützen so auch Molche und Erdkröten, die in der Nacht wandern. 
  • Klettern helfen: Ein Ziegelstein oder Holzklotz hilft dem Igel, Absätze oder Treppenstufen zu überwinden. Legen Sie einen dicken Ast in den Teich, damit Tiere sich aus dem Wasser retten können. Und bauen Sie in Schächten und Wasserbecken Ausstiegshilfen für Amphibien ein.
  • Glas sicher verwenden: Kollisionen mit Fenstern oder Glasgeländern können für Vögel tödlich sein. Wie Sie Vögel schützen, erklärt der Thurgauer Vogelschutz in diesem Leitfaden

Bonus-Tipp für Profis:

Invasive Pflanzen einsacken

Was tun gegen invasive Neophyten?

  • Erkennen und bekämpfen Sie invasive Neophyten mit der dem Flyer «Exotische Problempflanzen im Garten».
  • Reissen Sie die Pflanzen samt Wurzeln aus, bevor sie blühen und versamen können.
  • Entsorgen Sie invasive Neophyten im kostenlosen Neophytensack oder im Kehricht statt im Grünkübel. 
Gefüllter Neophytensack des Kantons Thurgau.
Der Sack ist voll? Der Entsorgungsplan der KVA Thurgau und die Abfallkalender des ZBA zeigen, wo Sie in Ihrer Gemeinde Neophytensäcke abgeben können. Bild: Denise Debrunner.

Was ist ein invasiver Neophyt?

Invasive Neophyten stammen meist aus Übersee oder Asien. Sie verbreiten sich unkontrolliert und massenhaft in unseren Wiesen, Wäldern und Siedlungen. Und sie verursachen Schäden: Sie lösen Allergien aus, destabilisieren Böschungen oder verdrängen einheimische Pflanzen.

Freiwillige reissen Goldruten aus und sammeln sie in einem sogenannten Neophytensack.
Der Goldruten-Herd im Schilf muss weg. In der Gruppe geht die Arbeit leichter von der Hand, doch sie ist anstrengend und monoton. Handeln Sie, bevor sich invasive Neophyten weiter verbreiten. Bild: Stephan Steger.

In der Landwirtschaft werden invasive Neophyten mit viel personellem und finanziellem Aufwand bekämpft. Unterstützen Sie die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern, indem auch Sie diesen Pflanzen keine Chance geben. 

Sind alle Neophyten ein Problem?

Nein, nur die invasiven Neophyten. Auf naturnah gestalteten Flächen werden Sie immer wieder neue Pflanzen- und Tierarten entdecken – auch einige, die hierzulande nicht heimisch sind. Solche Neophyten, also neu in die Schweiz eingewanderte Pflanzen, sind nicht per se schlecht. Meistens verschwinden sie schnell wieder. Oder sie oder fügen sich problemlos in unsere Pflanzenwelt ein. 

Blüten von Nachtkerze und Königskerze.
Gelbe Riesen: Die Königskerze (hinten) ist bei uns heimisch. Die Nachtkerze (vorne) ist ein Neophyt aus Nordamerika. Da sie wenig Schaden verursacht, wird sie nicht bekämpft. Bild: Plan Biodivers. 

Möchten Sie zum Profi werden?

Alles Wissenswerte über invasive Pflanzen und Tiere im Thurgau finden Sie auf der Webseite des Amts für Umwelt. Darunter sind zwei umfangreiche Nachschlagwerke:

Wer unterstützt Sie finanziell?

Einzelne Gemeinden leisten einen finanziellen Beitrag an mehr Natur in Ihrem Garten. Sie übernehmen beispielsweise einen Teil der Kosten, wenn Sie ein bestehendes Dach begrünen. Oder sie bezahlen Samen und Sträucher. Mehr Informationen:

Haben Sie Fragen?

Möchten Sie Ihren Garten oder Balkon naturnah gestalten, wissen aber nicht wie? Der Kanton Thurgau bietet für 60 Franken eine Gartenberatung bei Ihnen zu Hause an. Anfragen per E-Mail oder Telefon (079 447 02 96) sind kostenlos. Sie können die Vorschläge der Beratungsstelle selbst umsetzen – oder engagieren dafür ein Gartenbauunternehmen.

Antwort auf oft gestellte Fragen:

Wie bekämpfe ich Schädlinge, ohne der Natur zu schaden?

Sind Sie bereit, einen Versuch zu wagen?

Haben Sie Blattläuse an einer Pflanze, die Sie nicht unbedingt behalten wollen? Unternehmen Sie vorerst nichts. Beobachten Sie, ob in den nächsten Wochen Nützlinge auftauchen – und welche. Zum Beispiel:

  • Marienkäfer: Seine orange-schwarzen Larven fressen Blattläuse.
  • Schwebfliegen und Florfliegen: Ihre grünen und bräunlichen Larven saugen Blattläuse aus.
  • Winzige Blattlaus-Schlupfwespen: Sie legen ihre Eier in die Blattläuse. Die Larve schlüpft und frisst die Blattlaus von innen auf. Zurück bleibt nur die hellbraune, leere Hülle der Blattlaus – mit einem kreisrunden Loch dort, wo sich die Schlupfwespe ins Freie genagt hat.

Es ist ein gutes Zeichen, wenn Sie schnell Nützlinge beobachten: In Ihrer Umgebung hat es viel Futter, Verstecke und Winterquartiere für Insekten. Sie ist im Gleichgewicht. Auch wenn Sie dafür ab und zu einen Schnittlauch den Blattläusen opfern müssen.

Siebenpunkt-Marienkäfer bei der Paarung.
Glücksfall: Marienkäfer machen sich im Garten nützlich. Bild: Plan Biodivers.

Bei liebgewonnenen Pflanzen:

Eskalieren Sie die Bekämpfung von Schädlingen schrittweise.

Erste Stufe: Schneckenzäune benutzen, Schnecken regelmässig ablesen. Blatt- und Schildläuse zerdrücken. Nutzen Sie ergänzend Hausmittel, wie zum Beispiel Brennnessel- oder Knoblauchtee. 

Töten Sie keine Schnecken mit Häuschen. Viele von ihnen sind bedroht. Probleme macht zudem meist eine einzige Art: die Spanische Wegschnecke, die zu den Nacktschnecken zählt. Sie hat hierzulande kaum Feinde. Installieren Sie Schneckenzäune rund um Ihr Gemüse, um sie fernzuhalten.

Schneckenschutzkragen rund um Setzlinge in einem Gemüsegarten.
Schneckenschutzkragen schützen einzelne Setzlinge. Bild: Plan Biodivers.

Zweite Stufe: Biologische Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen. Funktioniert besonders gut im Gewächshaus oder in zugedeckten Anzuchttöpfen. Bedenken Sie jedoch: Die Nützlinge können Konkurrenten für Tiere sein, die sich schon in Ihrem Garten befinden.

Dritte Stufe: Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln. Seien Sie sich bewusst: Diese töten auch «unschuldige» Tiere. Verwenden Sie deshalb nur in Ausnahmefällen Gift und setzen Sie es genau nach Packungsbeilage ein. Sprühen Sie nur bei Windstille, damit sich das Gift nicht überall verteilt. Bringen Sie Reste zurück zur Verkaufsstelle. Sie dürfen niemals in Gewässer gelangen – auch nicht über die Kanalisation. 

Wie viel «Chaos» braucht ein Naturgarten?

Gemüsegarten mit Wildblumen
Ein Naturgarten kann geordnet und doch abwechslungsreich gestaltet sein. Bild: Kesswil, Plan Biodivers.

Kontraste zwischen gepflegten und wilden Ecken machen Ihren Garten interessant – und wertvoll für die Natur. Deshalb gilt: Ein Naturgarten muss nicht ungeordnet aussehen.

Wählen Sie gezielt aus

Dekorative Kombination von Johanniskraut, Lavendel und Lein in einem Naturgarten.
Ein Naturgarten beruht auf Zusammenarbeit: Die Natur macht Ihnen Vorschläge. Sie entscheiden, was Sie behalten. Bild: Kanton Thurgau.

Auch im Naturgarten müssen Sie lenkend eingreifen. Welche Wildpflanzen tauchen von sich aus in Ihrem Garten auf? Fördern Sie Pflanzen und Pflanzenkombinationen, die Ihnen gefallen. Entfernen Sie jene, die sich zu stark ausbreiten. Frei nach dem Motto «Es gibt kein Unkraut» bekommt Ihr Garten mit der Zeit einen einzigartigen Charakter.

Was passt in Ihren Garten? Lassen Sie sich von der Broschüre «Mehr Natur im Garten» des Naturama Aargau inspirieren.

Schaffen Sie Kunst

Grosser Baumstrunk im Schulgarten.
Ein grosser Wurzelstock ist Kunstwerk und Lebensraum in Einem. Bild: Kreuzlingen, Philipp Uricher.

Setzen Sie im Garten kleine Kunstwerke in Szene: 

  • Trocken-Bouquet: Einige Wildbienen nagen Gänge ins Mark von dürren Pflanzenstängeln. Schneiden Sie möglichst dicke, trockene Stängel von Brombeere, Karde oder Königskerze in Stücke von fünfzig bis hundert Zentimeter Länge. Binden Sie sie aufrecht an einen Zaun oder Pfahl. Im nächsten Frühling und Sommer legen Wildbienen darin ihre Eier ab. Dier Nachwuchs überwintert im Stängel und schlüpft im Frühling darauf – also fast zwei Jahre nach dem Aufhängen (Anleitung und weitere Beispiele).
  • Deko-Elemente: Die meisten Wildbienen nisten am oder im Boden. Machen Sie kahle Bodenstellen mit lockerer, sandig-lehmiger Erde zum Blickfänger – mit leeren Schneckenhäusern, grossen Steinen oder dicken, abgestorbenen Ästen. 
  • Rasen-Weglein: Rasen-Weglein unterteilen den Garten in verschiedene Bereiche mit unterschiedlichem Charakter: wild, bunt, geordnet, mit hoher oder tiefer Vegetation. Mähen Sie die Wege alle zwei Wochen mit einem Spindelmäher.
  • Wege: Gestalten Sie Natur-Gartenwege. Wie könnten diese aussehen? Lassen Sie sich inspirieren von der Broschüre «Wege und Plätze» von Grün Stadt Zürich.

Welche Pflege braucht ein Naturgarten?

Pflege-Anweisungen widersprechen sich oft. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Probieren Sie aus, was für Sie am besten funktioniert. Oder fragen Sie nach – bei der Thurgauer Garten- und Balkonberatung «Natur daheim» (Projekt «Natur daheim», 079 447 02 96) oder bei einem Naturgarten-Profi. 

Ruderalfläche

  • Nicht giessen, nicht düngen.
  • Reissen Sie kleine Bäume oder Sträucher mit den Wurzeln aus. 
  • Dürre Stängel schneiden Sie im Frühjahr vor dem Austrieb ab. Fingerdicke Stängel mit weichem Mark in der Mitte können Sie für Wildbienen stehen lassen oder aufrecht an einen Zaun binden. Räumen Sie die dicken Stängel erst in zwei Jahren weg. Das restliche Schnittgut lassen Sie drei bis vier Tage liegen, bevor Sie es entfernen. 
  • Suchen Sie jeden zweiten Monat nach invasiven Neophyten. Entsorgen Sie diese im Kehricht oder Neophytensack.
  • Reissen Sie zwischen Oktober und März Pflanzen aus, die sich zu stark ausbreiten. So schaffen Sie wieder Boden ohne Bewuchs und damit Platz für weitere Pflanzenarten. Oder lockern Sie etwa einen Viertel der Fläche 10 bis 20 Zentimeter tief mit einer Hacke oder einem Pickel.  Achten Sie darauf, dass Sie nicht jedes Jahr denselben Viertel jäten.

Hecke

  • Schneiden Sie Sträucher zwischen Oktober und Februar zurück. Schonen Sie dabei jene Arten, die langsamer wachsen. 
  • Falls möglich: Schneiden Sie pro Jahr jeweils nur ein Drittel der Hecke.
  • Schichten Sie Schnittgut zu Asthaufen auf oder führen Sie es ab. 

Teich

  • Fischen Sie Algen ab, indem Sie sie um einen knapp fingerdicken Ast wickeln. Lassen Sie sie einige Stunden am Ufer liegen. So können Tiere zurück in den Teich gelangen. 
  • Verhindern Sie, dass Laub in den Teich fällt. Oder fischen Sie es laufend raus.
  • Hat sich so viel Schlamm angesammelt, dass der Teich verlandet? Entfernen Sie den Schlamm im September. Bearbeiten Sie pro Jahr maximal die Hälfte des Teichs. Lassen Sie den Schlamm einige Tage am Ufer liegen, damit Tiere sich in den Teich retten können.
  • Stark wachsende Pflanzen reissen Sie im September und Oktober aus. Legen Sie sie einige Stunden an den Gewässerrand, damit Insektenlarven ins Wasser zurückkriechen können. 
  • Entfernen Sie im November tote Pflanzenteile aus dem Teich. 
  • Schneiden Sie Rohrkolben und andere Halme im Februar. Die Halme helfen, dass der Teich im Winter nicht komplett zufriert.
  • Achtung: Verletzen Sie die Teichfolie nicht. Und lassen Sie auf der Folie keine Gehölze aufkommen.

Wie stelle ich guten Kompost her?

Die KVA Thurgau bietet Kompost-Kurse an. Erfahren Sie, wie Sie richtig kompostieren – und wie Sie damit der Natur etwas Gutes tun. Wohnen Sie im Thurgau? Dann ist der Kurs für Sie kostenlos.  

Haben Sie Fragen zu Kompost und Grüngut? Bitte wenden Sie sich an die Kompostberatung der KVA Thurgau, 071 461 23 31.

Wespen und Hornissen: Was tun?

Es gibt in der Schweiz mehrere Arten von Wespen. Alle sind nützlich: Sie bestäuben Blüten und fressen Fliegen und Spinnen. Nur zwei Arten sind lästig: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Denn sie machen sich über Ihr Essen her. 

Möchten Sie Wespen von Ihrem Essen fernhalten? Füllen Sie eine saubere Sprühflasche mit Trinkwasser. Nebeln Sie die Wespe ein, wenn sie sich Ihrem Essen nähern. Sie fliegt davon, um ihre Flügel zu trocknen.

Wespennest an ungünstiger Stelle? Nester im Rollladenkasten oder bei Eingängen müssen Sie nicht dulden. Wichtig: Entfernen Sie Nester, solange sie noch klein sind. Lassen Sie grosse Nestern von einer Fachperson entfernen oder umsiedeln – sie hat die notwendige Schutzkleidung. 

Keine Angst vor Hornissen: Wenn Hornissen in der Nähe wohnen, werden Sie weniger von Wespen belästigt. Denn Hornissen jagen und fressen Wespen. Entgegen der landläufigen Meinung ist ein Stich einer Hornisse nicht gefährlicher als der Stich einer Wespe. Zudem interessieren sich Hornissen nicht für menschliche Nahrung. Nur abends werden sie manchmal von Licht angezogen. 

Augen auf: Unsere Europäischen Hornissen bekommen Konkurrenz. Seit einigen Jahren kommen in der Schweiz auch Asiatische Hornissen vor. Sie jagen Honigbienen. Deshalb werden sie bekämpft. Haben Sie Asiatische Hornissen entdeckt? Melden Sie Ihre Beobachtung der Meldeplattform «asiatischehornisse.ch». 

Was ist das für ein Tier? Was wächst hier?

Bestimmung einer Pflanze mit dem Handy.
Bild- und Tonaufnahmen helfen dabei, Arten zu bestimmen. Bild: Plan Biodivers.

Mit dem Handy können Sie Pflanzen fotografieren und automatisch bestimmen lassen. Das klappt immer häufiger fehlerfrei. Eine Auswahl von Apps:

  • Flora Incognita
  • Google Lens
  • Plant Net

Andere Apps machen dasselbe für Insekten und Vögel:

  • iNaturalist
  • Insektenführer Pro Natura
  • Merlin Bird ID

Haben Sie schon Erfahrung im Bestimmen von Pflanzen, möchten aber nicht immer einen Bestimmungsschlüssel mit sich tragen? Die Apps «Flora Helvetica» oder «Was blüht denn da» taugen als elektronische Bestimmungshilfe.

Wie melde ich meine Beobachtungen?

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